Ein Gespenst geht um
in Hannover - das Gespenst der Schachtiger Langenhagen.
Alle Mächte des Alten Schach haben sich zu einer heiligen
Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet. Zweierlei geht aus
dieser Tatsache hervor.
Erstens: Die
Schachtiger werden bereits von den Mächten des Alten Schach
als eine Macht anerkannt.
Und zweitens: Es ist hohe Zeit, daß die Schachtiger ihre
Anschauungen vor der ganzen Schachwelt offen darlegen und dem
Märchen vom Gespenst des Schachtigerismus ein Manifest des
Vereins selbst entgegenstellen.
I. Das Alte Schach
und das Neue Schach
Was und wie ist denn das Alte Schach und wie und was ist denn
unser Neues Schach, daß es das Alte Schach schon jetzt, schon
so früh, da unser Junges Schach noch in den Kinderschuhen
steckt, fürchten muß? Diese Frage ist leicht beantwortet: Das
Alte Schach ist alt, verbraucht, überholt, obsolet, statisch,
morsch, vermodert, mit einem Satz - es ist am Ende.
Warum hat also das Alte Schach das Neue Schach zu fürchten?
Doch nur, weil es im Neuen Schach das genaue Gegenteil seines
desolaten Selbst verkörpert sieht! Denn wenn das Neue Schach
auch manches nicht sein mag; dieses genaue Gegenteil ist es:
es ist jung, neu, fortschrittlich, avantgardistisch,
revolutionär, stark, stabil, mit einem Wort - es ist die
Zukunft!
Die Anhänger des Alten Schachs sind alt - alt im Geiste. Sie
werden umweht vom morbiden Hauch des Kaffeehaus-Schachs, vom
Gestank kalten Muckefucks und abgestandenen Zigarettenqualms.
Sie umgeben sich mit dem diskreten Charme des Kamillentees.
Sie halten es nicht für nötig, sich um ihre Schachfreunde oder
um ihren Verein zu bekümmern, sich einzusetzen, zu erneuern -
auf daß bloß alles beim alten bleibe! Sie spielen Schach nicht
diszipliniert als Sport, sondern verwechseln Schach mit
Blindekuh! Sie schöpfen kein frisches Wasser aus dem
unerschöpflichen Brunnen, der ihnen zur Verfügung steht -
ihrer dynamischen und chancenreichen Jugend! Nein, sie
verschmutzen dieses Wasser noch, indem sie es mit Jauche
versetzen - sie würgen die Ideen ihrer Jugend ab und wollen
sie in Formen pressen, die wohl von 1232 stammen müssen! Ihr
Selbstbewußtsein bleibt von der neuen Entwicklung, die WM
Kasparow mit vorangetrieben hat und mit der sie so wenig zu
tun haben, völlig ungetrübt!
Nein, solche verbrauchte spießbürgerliche Vereinsmeierei kann
unmöglich etwas anderes verbreiten als tödliche Langeweile!
Das Neue Schach dagegen rebelliert gegen das Mittelalter. Es
will erneuern, umwälzen, fortspülen, revolutionieren!
Solidarität, Freundschaft, Einsatz:
Einer für alle, alle für einen!
Jeder nach seinem Vermögen, jedem nach seinen Bedürfnissen!
Schach als Sport betreiben!
Die Jugend fördern und ihr eine freie Entfaltung ermöglichen!
Neues Schach spielen!
II. Die Anhänger des
Neuen Schachs und die Schachtiger
In welchem Verhältnis stehen die Schachtiger zu den Anhängern
des Neuen Schachs? Die Schachtiger sind kein besonderer Verein
gegenüber den anderen Strömungen des Neuen Schachs. Sie haben
keine von den Interessen des Neuen Schachs getrennten
Interessen. Sie stellen keine besonderen Prinzipien auf,
wonach sie das Neue Schach modeln wollen.
Die Schachtiger unterscheiden sich von den übrigen Strömungen
des Neuen Schachs nur dadurch, daß sie einerseits in den
verschiedenen Kämpfen des Neuen Schachs gegen das Alte Schach
die gemeinsamen Interessen des Neuen Schachs hervorheben,
andererseits dadurch, daß sie stets das Interesse der
Gesamtbewegung vertreten. Die Schachtiger sind also praktisch
der entschiedenste, immer weitertreibende Teil des Neuen
Schachs; sie haben theoretisch vor dem übrigen Neuen Schach
die Einsicht in die Bedingungen und den Gang der Bewegung des
Neuen Schachs voraus.